NOOCHRICHTE
64 (Oktober 2001)
Internet:
Grenzenlose Übersicht 10 Tipps für Profis
Modernes
Design und barrierefreie Gestaltung sind keine Gegensätze.
Denn auch die schönste Homepage verfehlt ihr Ziel, wenn sie
nur für einen Teil der Besucher benutzbar ist. Barrierefreiheit
spiegelt sich an der Oberfläche davor steht nur ein
durchdachtes Abtauchen in die Programmierung.
Dabei
müssen nur wenige Punkte beachtet werden. Sie lassen sich schon
in der ersten Entwurfsphase ohne großen Aufwand umsetzen und
helfen sogar, Kosten zu sparen. Tipps für Profis zeigen, wie
es geht:
1.
Vielfalt statt Einfalt
Sie
können nicht davon ausgehen, dass alle Besucher dieselbe Rechnerkonfiguration
wie Sie benutzen. Deshalb sollte eine Website von möglichst
vielen Geräten dargestellt werden können. Wenn Ihre Site
für alternative Ausgabegeräte (assistive Technologien
wie Sprachsynthesizer, Braillezeile oder Joystick) zugänglich
ist, wird sie auch mit Kiosksystemen ohne Tastatur oder Organizer-Displays
bedienbar sein. Beim Einsatz von Zusatzelementen wie Java, Javaskript
oder Flash-Animationen sollte darauf geachtet werden, dass die Webinhalte
auch dann noch transportiert werden können, wenn das Anzeigegerät
diese Programmiersprachen nicht beherrscht bzw. das entsprechende
Plug-In deaktiviert ist.
2.
Der Willkür ein Ende
Webseiten,
die sich am aktuellen W3C-Standard «HTML 4» orientieren,
sind automatisch auf- und aufwärtskompatibel und können
von allen alten und neuen Browsern und alternativen Ausgabegeräten
dargestellt werden. Zur Überprüfung auf W3C-Konformität
können Sie online-Werkzeuge wie http://validator.w3.org/ oder
http://www.cast.org/bobby/ einsetzen.
3.
Trennen, was nicht zusammengehört
Die
Verwendung von Style Sheets (CSS) erlaubt die flexible Trennung
von Struktur und Präsentation. So kann auf starre Formatierungen
wie «font» verzichtet werden. Das verkürzt die
Entwicklungszeit und hilft, Kosten zu senken. Außerdem verringert
die Gestaltung mit CSS die Seitengröße und damit die
Ladezeit beim Benutzer.
4.
Beweglichkeit ist Trumpf
Sinnvoller
als die Festlegung starrer Schriftgrößen in Pixeln ist
die Benutzung von relativen Einheiten wie «em» oder
Prozent. Damit erhalten alle Benutzer die Möglichkeit, den
Text an ihre Vorlieben oder Bedürfnisse (z.B. bei Sehbehinderung,
Kurz- oder Weitsichtigkeit) anzupassen. Das löst auch das Problem,
dass am Zielmonitor eine höhere Auflösung als vorgesehen
eingestellt ist und die Schrift unlesbar klein wird.
5.
Logik ohne Wenn und Aber
Die
inhaltliche Struktur einer Webseite sollte durch die Verwendung
logischer Textauszeichnungen ausgedrückt werden. Wenn beispielsweise
Überschriften bloß durch die Veränderung der Textgröße
per <font> und <b>-Element gestaltet werden, geht die
logische Struktur verloren, die eine per <h1> bis <h6>
formatierte Überschrift bereits als Information in sich trägt.
Wenn Sie Textpassagen hervorheben wollen, verwenden Sie statt <i>
für kursiv besser <em> für Betonung und <strong>
statt <b> für fett. Das Ergebnis ist in allen gängigen
grafischen Browsern dasselbe. Alternative Ausgabemedien sind aber
auf diese eingebaute Strukturierung angewiesen, um den Text seiner
Funktion gemäß darstellen zu können. Auch Suchmaschinen
bewerten Stichworte in <h1> bis <h6> höher als
normale Textabschnitte (<p>), so dass Sie durch eine geschickte
Formulierung Ihr Ranking verbessern können.
6.
Beredte Bilder
HTML
4 stellt mehrere Hilfen zur Verfügung, um Bilder und Grafiken
mit alternativen Texten (alt=), Erläuterungen zur Funktion
(title=) oder Beschreibungen (longdesc=) auszustatten. Der Alternativtext
sollte jedoch die gleiche Funktion erfüllen wie das Objekt
selbst («Zurück zur Startseite») und nicht nur
dessen Aussehen beschreiben («Firmenlogo in Hellgrün»).
Bilder, die lediglich dekora-tiven Charakter haben, sollten Sie
nicht gesondert beschreiben, sondern mit einem leeren alt-Attribut
vor Sprachsynthesizern «verstecken».
Wenn
Sie zu Multimedia-Elementen eine Alternative in Textform anbieten,
kommen auch Besucher ohne das passende Plug-In an die nötigen
Informationen. Anstelle des häufig verwendeten <embed>
erlaubt das funktional gleichwertige <object>, auch Grafik-
und Text-Alternativen einzubinden.
7.
Direkt und ohne Missverständnisse
Eine
eindeutige und konsequent durchgehaltene Navigation erleichtert
den Besuchern, sich ohne Umwege zurecht zu finden. Selbsterklärende
Navigationselemente und Informationen, die den Kontext der aktuellen
Seite innerhalb der Gesamtstruktur verdeutlichen, erleichtern eine
intuitive Orientierung auf Ihrer Website. Wie die meisten Sprachausgabegeräte
können auch immer mehr Browser die Links und Überschriften
einer Seite zusammenfassen und getrennt darstellen. Deshalb sollten
Sie Links und Überschriften so formulieren, dass sie auch außerhalb
des unmittelbaren Zusammenhangs noch eine Aussage über Sinn
und Zweck machen.
8.
Vorsicht Farbe
Wenn
Sie Farben zur Orientierung einsetzen, sollten Sie deutliche Farbkontraste
wählen und zusätzlich andere grafische Symbole oder Gestaltungselemente
zur Kennzeichnung verwenden, da sich sonst stark sehbehinderte oder
farbenblinde User auf den Seiten nicht zurechtfinden. Etwa zehn
Prozent der männlichen Bevölkerung sind farbenblind und
können mit Anweisungen wie «Klicken Sie auf den grünen
Button» nichts anfangen.
9.
Layout ohne Krücken
Schreiben
Sie Ihre Briefe etwa mit Excel? Viele Designer benutzen für
das Layout noch die Tabellenfunktion von HTML. Mittlerweile unterstützen
die meisten Browser die Alternative CSS, die zusammen mit HTML 4
eine viel flexiblere Layout-Gestaltung erlaubt. Denn mit CSS und
HTML 4 können Sie alle Elemente auf einer Webseite frei positionieren.
Dadurch verringert sich die Entwicklungszeit, Updates werden einfacher
und durch die geringere Dateigröße bekommt der Besucher
Ihre Seiten schneller zu Gesicht.
10.
Grenzenlose Übersicht
Die
Verwendung von Frames macht Webseiten schnell unüberschaubar,
verwirrt die Besucher und verursacht durch ihre komplizierte Programmierung
hohe Kosten. Wer dennoch nicht darauf verzichten will, sollte jedes
Frameset mit einer noframes-Programmierung unterlegen, auf der ein
Link blinde User direkt zur wichtigsten Information weiterleitet.
Mitteilungen
/ Ergänzungen: eMail: ivb@ivb.ch
|