NOOCHRICHTE
55 (März 1999)
Behindertentransport
Wie weiter ?
TIXI
hört auf !
Was
kommt danach ?
Wer
macht all dieseTransporte ?
Was
kostet das den Staat ?
Mitte
Dezember 1998 haben die beiden Kantonsparlamente den neuen Ratschlag
und die damit verbundene neue interkantonale Vereinbarung beschlossen.
Vor allem im Grossen Rat von Basel-Stadt hat dieses Geschäft
aber einiges «zu Reden» gegeben. Nicht weniger als 9
Votanten haben sich eingeschrieben und Ihre Vorbehalte angebracht.
Wohl waren sich alle politischen Fraktionen einig, dass für
den regionalen Behindertentransport weiterhin Mittel zur Verfügung
gestellt werden müssen, doch gaben sie auch Ihrem Unmut über
zahlreiche unklare Punkte im neuen Ratschlag Ausdruck.
Was
zum Teil im Ratssaal als vage Befürchtung formuliert wurde,
sollte sich Ende Dezember 1998 bewahrheiten. Der Vorstand des TIXI-Behindertentransportes
beider Basel hat bekannt gegeben, dass sich TIXI per Mitte 1999
zurückziehen und auflösen will.
Als
Begründung wurde zwar aufgeführt, dass das Vereinsziel
von TIXI nun quasi erreicht sei, da der Staat sich um das Problem
des Behindertentransportes kümmere und professionelle Anbieter
einsetzen will. Doch darf dabei nicht vergessen werden, dass der
Verein TIXI beim nun laufenden öffentlichen Ausschreibungs-Verfahren
(Submission) gar nicht mitofferieren konnte.
Das
baselstädtische Submissionsgesetz verlangt nämlich klar
und deutlich, dass nur Offerten berücksichtigt werden dürfen,
die zu marktüblichen Preisen eingereicht werden. D.h. nichts
anderes, als dass sowohl TIXI wie auch die IVB eine Preisberechnung
anwenden müssen, die den gewinnorientierten Transportunternehmungen
angepasst ist. Also weder Spenden noch Zuwendungen, Billiglöhne,
ehrenamtliche Chauffeurleistungen dürfen berücksichtigt
werden.
Und
gerade bei der Ehrenamtlichkeit liegt die zweite, unüberwindbare
Hürde. Da neben den marktüblichen Preisofferten auch die
Bestimmungen der branchenüblichen Gesamtarbeitsverträge
zwingend eingehalten werden müssen. Und der Gesamtarbeitsvertrag
für das TAXI-Gewerbe sieht einen Mindestlohn für die Chauffeusen
und Chauffeure vor. Einen Mindestlohn, den TIXI für seine ehrenamtlichen
Chauffeusen und Chauffeure gar nicht kennt.
Hätte
TIXI also mitofferiert, wären zudem zu recht die gewerblichen
TAXI-Unternehmen wegen «Marktverzerrung» auf die Barrikaden
gegangen.
Natürlich
können Sie sich jetzt fragen, warum wurde dann überhaupt
eine öffentliche Ausschreibung angestrebt ?
Das
hat hauptsächlich zwei Gründe. Erstens will gemäss
Ratschlag die KBB auch private Transportunternehmen berücksichtigen
(Professionalität, Qualität) und zweitens kann in Basel-Stadt
maximal eine Staatsbeitrag von Fr. 250'000 ohne Submission vergeben
werden. Da die Kantone insgesamt aber 1,9 Mio Franken einsetzen
wollen, bleibt nur der Weg über das Submissionsverfahren.
Fakt
ist nun also, dass TIXI seinen Betrieb spätestens per 30.6.1999
einstellen wird. Fakt ist auch, dass das Ausschreibungsverfahren
zur Zeit noch läuft und frühestens Ende März bekannt
wird, wer dann in Zukunft berücksichtigt werden soll.
Schon
heute ist ziemlich klar, dass die eingesetzten 1,9 Mio Franken wohl
kaum ausreichen werden um die «versprochenen» 100'000
Transporte jährlich finanzieren zu können.
Denn
mit dem Wegfall der IVB/TIXI-Allianz gehen dem Kanton rund 2 Millionen
Franken an «Eigenleistungen» der beiden Organisationen
verloren. Sowohl die ehrenamtlich geleisteten Stunden der TIXI-Chauffeusen
und Chauffeure müssen nun bezahlt werden, als auch die zahlreichen
Spenden, Legate und Zuwendungen dürfen nicht mehr berücksichtigt
werden.
Da
bei der IVB bereits bezahlte Chauffeusen und Chauffeure im Einsatz
sind, konnten wir, im Gegensatz zu TIXI, beim laufenden Ausschreibungsverfahren
dennoch mitofferieren.
Ob
das im Ratschlag beschriebene Konzept, das eine echte Verbesserung
für die Transportbenutzer beinhalten würde, nun umgesetzt
werden kann, steht im Moment noch in den Sternen.
In
den Sternen steht aber zur Zeit (und wir haben doch bereits Mitte
März!) auch die weitere Zukunft des IVB-Transportdienstes.
Der mit der KBB abgeschlossene Vertrag läuft per 30.6.1999
aus und wir wissen nicht, ob wir ab dem 1. Juli 1999 noch regelmässige
Einzeltransporte durchführen können.
Dass
diese Situation alles andere als erfreulich ist, dürfte wohl
allen klar sein. Nicht nur bei den betroffenen Transportbenutzern
ist die Unsicherheit gross, auch unser Personal muss mit dieser
Unsicherheit leben und das in einer Zeit, in der die Wirtschaftslage
und der Arbeitsmarkt alles andere als rosig ist.
Zum
einen liegt es nun an den betroffenen Behinderten (und -Organisationen)
die «versprochenen» Verbesserung des Angebotes (Kapazität
und Qualität) lautstark zu fordern und andererseits liegt es
bei den Verantwortlichen, die Situation als solche zu erfassen und
als Konsequenz die fehlenden Mittel zu beantragen.
Das
Schlimmste was passieren könnte, wäre die Realisierung
einer «halbbatzigen» Lösung, nur weil das Geld
fehlt.
Die
ganze Situation ist wohl sehr verfahren, aber sie beinhaltet auch
eine Chance nun endlich «Nägel mit Köpfen»
zu machen und die Weichen für eine dauerhafte und zukunftsorientierte
Lösung zu stellen.
Wir
meinen hier nicht eine Luxuslösung à la Stadt Zürich
für 12 Mio Franken, sondern die Umsetzung des geplanten Konzeptes,
das mit einem jährlichen Budget von 4 bis 5 Mio Franken auskommt.
Mitteilungen
/ Ergänzungen: eMail: ivb@ivb.ch
|